Ein paar Worte zum Hyundai Ioniq 5

Die Vorstellung des Ioniq 5 ist gut eineinhalb Wochen her. Grund genug für mich, nachdem ich etliche Infos einmal sacken lassen habe, mit etwas Abstand ein paar Worte zum neuen Modell der Südkoreaner zu verlieren.

Und damit startet auch meine kleine Artikelreihe „Ein paar Worte zum/zur/zu…“. Bei der es weniger um die „harten“ Fakten als ein paar eigene Worte gehen soll.

Dass Hyundai mit der im Sommer letzten Jahres gegründeten Marke Ioniq ordentlich Schwung auf dem Elektroauto-Markt bringen würde, konnte sicherlich geahnt werden. Einen ersten Vorgeschmack gab das allgemeine Feedback über sämtliche Kanäle direkt nach der Vorstellung des Ioniq 5, dem ersten Serienmodell auf der neuen Electric Global Modular Plattform (E-GMP). Knapp eine Woche nach der Weltpremiere vermeldet Hyundai bereits 236.000 Interessenbekundungen nur in Europa. Dabei handelt es sich zwar nicht um Reservierungen/Vorbestellungen. Dennoch ist die Zahl beachtlich. Die auf 3.000 Exemplare limitierte Sonderedition „Project 45“ war innerhalb weniger Stunden vergriffen gewesen. Ein paar Worte dazu von Hyundai selbst gibt es hier.

Der Ioniq 5 orientiert sich – erwartet hatte ich das in diesem Umfang anfangs noch nicht – stark an der auf der IAA 2019 gezeigten Studie EV Concept 45. Ich für meinen Teil finde die nun gezeigte Serienversion optisch sehr gelungen. Die kantig gestaltete Karosserie könnte auf der Straße polarisieren. Oder? Natürlich bin ich mir darüber bewusst, dass Geschmack bekanntlich im Auge des Betrachters liegt.

Unterschätzt hatte ich übrigens die Größe des Fahrzeugs. Vielleicht auch, weil ich den Ioniq 5 bzw. schon das Konzeptfahrzeug dahingehend nicht ganz genau über die Zeit verfolgt habe. In einigen Medien wurde mit Blick auf die Abmessungen nicht ganz unbegründet der Vergleich zum VW ID.4 gezogen. Denn beide Modelle sind annähernd gleich groß. Doch beim Radstand kann der Ioniq 5 mit seinen drei Metern eindeutig gegenüber dem ID.4 (2,77 Meter) punkten. Und das dürfte im Innenraum für üppige Platzverhältnisse sorgen. Vom ID.4 konnte ich mir bereits ein Bild machen und fand die Aufteilung an sich schon gut. Doch der Ioniq 5 wird dies noch einmal übertreffen.

Wo wir gerade beim Innenraum sind: Der wurde eher „wie ein Wohnzimmer“ gestaltet. Zwischen dem Fußraum auf den vorderen Sitzen gibt es keine Mittelkonsole. Die zwischen den Sitzen verbaute Ablage soll recht flexibel sein und könne auf unterschiedliche Art und Weise geöffnet und aufgeklappt werden. Übrigens sollen sich die Sitze in den Ladepausen in eine „besonders komfortable Stellung“ bringen lassen. Nun, das werde ich gern einmal ausprobieren. Aber ob das bei den Ladezeiten überhaupt notwendig sein wird? Die Rückbank kann um bis zu 13,5 Zentimeter verschoben werden. Auch das schaue ich mir in der Praxis genauer an.

Der Ioniq 5 soll über ein volldigitales Cockpit verfügen. So sind ab Werk zwei 12,25 Zoll große Displays verbaut. Hinzu kommt ein nicht weniger als 44 Zoll großes Head-up-Display. Das gesamte Armaturenbrett, die Mittelarmlehne oder auch die Bedienelemente seitlich an den Sitzen wirken jedoch schon eher „billig“. Ich hoffe doch sehr, dass sich dies nicht wie im ID.3 bewahrheitet.

Über die Leistungsdaten der Antriebe muss ich sicherlich keine großen Worte verlieren. Die beiden chemischen Speicher, der kleinere Akku mit 58 kWh und der größere Akku mit 72,6 kWh, sind ausreichend dimensioniert. Mehr geht immer keine Frage. Aber ist das wirklich notwendig? Beim Ioniq 5 sage ich nein. Warum? Die Ladeleistungen! Innerhalb von nur 18 Minuten lassen sich beide Akku-Varianten von 10 auf 80 Prozent aufladen. Beim kleinen Akku kommen wir hier auf eine durchschnittliche Ladeleistung von rund 135 kW. Beim großen Akku liegt diese bei rund 170 kW. In der Spitze – zumindest beim größeren Akku – sind es 220 kW. Das ist überragend. Vor allem für diese Fahrzeug- und Preisklasse. Möglich macht dies die 800-Volt-Technik. Christoph M. Schwarzer dazu: „Die Konkurrenz wird nachziehen und gleichfalls auf 800 Volt bauen müssen.“ Wir sind uns, was ein kurzes persönliches Gespräch über das Auto ergab, bei diesem Punkt absolut einig. Übrigens hatte Generation-E (Frank aus Hamburg) kürzlich einen Ioniq 5 beim Laden erwischt:

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Eine weitere Besonderheit ist sicherlich das Solardach. Dieses soll 1.290 Euro kosten. Die Integration solcher Solarpanele hatten Hyundai und Kia schon 2018 angekündigt – jetzt werden sie also angeboten. Die Leistung des Solardachs beim Ioniq 5 liegt bei 205 Watt – und damit höher als das optimierte Solardach von Panasonic (180 Watt) beim Toyota Prius. Eine interessante Berechnung der Wirtschaftlichkeit hat Sebastian Bauer hier zusammengestellt. Nettes Gimmick. Allerdings finde ich den Preis etwas zu hoch. Denn, ob sich das Solardach amortisiert? Unklar. Ich für meinen Teil sage hier eher: Sehr unwahrscheinlich. Aber muss es das? Nicht zwingend.

Interessant ist auch die bereits bei der Vorstellung der E-GMP beschriebene Vehicle2Load-Funktion. Wie der Name sagt, könnte so beispielsweise ein anderes Elektroauto geladen werden. Die Ladebuchse am Ladeport kann zudem zu einer 230-Volt-Steckdose umfunktioniert werden. Dann gibt es eine Leistung von bis zu 3,6 kW. In der Tat ein sehr tolles Feature.

Hyundai konnte sich schon mit dem Ioniq Elektro aufgrund seiner sehr guten Effizienz und hohen Ladeleistung einen Namen machen. Letzteres gilt vor allem für den Ioniq der ersten Generation. Doch auch der Kona Elektro kam bisher gut an. U.a. zeigte sich dies im vergangenen Jahr bei den Neuzulassungen in Deutschland. Denn in 2020 – der Produktionsstart in Tschechien spielte sicher auch eine wesentliche Rolle – wurden insgesamt 14.008 Hyundai Kona Elektro neu zugelassen, womit das Elektroauto auf dem fünften Platz landete. Der Ioniq 5 soll an diesen Erfolg anknüpfen und sogar noch eine Schippe drauflegen. Oder sollte ich besser sagen: Neue Maßstäbe in seiner Fahrzeugklasse setzen? Eines ist klar, der Ioniq 5 ist auch als Antwort auf den ID.4 und seine Derivate zu verstehen – nicht nur innerhalb des VW-Konzerns, sondern über alle Hersteller hinweg. Und: Der Preis ist heiß!

Hinweis: Der Artikel wurde von mir vor wenigen Tagen auch auf LinkedIn veröffentlicht und kann hier gelesen werden.

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