MOIA – Ridesharing-Dienst in Hamburg ausprobiert

Im April 2019 nahm MOIA offiziell in Hamburg den Betrieb auf. Beruflich habe ich seitdem zwar regelmäßig über Volkswagens Ridesharing-Dienst berichtet, doch erst jetzt kam ich dazu, den Dienst in der Hansestadt einmal selbst ausprobieren zu können.

Aus privaten Gründen bin ich viel in Schenefeld. Da dieser Ort aber bereits zu Schleswig-Holstein gehört, verkehrt MOIA – trotz direkter Angrenzung an Hamburg – dort nicht. Ich hätte also erst mit dem Bus ein ganzes Stück nach Hamburg gemusst, um den Dienst überhaupt in Anspruch nehmen zu können.

Anfang März baute MOIA dann sein Geschäftsgebiet aus. Seitdem ist es für mich also möglich, nur einen kurzen Abschnitt mit dem Bus fahren zu müssen und anschließend im Stadtteil Lurup in ein MOIA zu steigen. Aufgrund der Corona-Pandemie vermied ich Reisen jedoch weitgehend und kam erst jetzt dazu, den Dienst auszuprobieren

Ganz ohne Bus geht es aber noch nicht

Mit dem Bus muss ich nun „nur noch“ von Schenefeld kommend bis zum Engelbrechtweg in Hamburg fahren – rund zwei Kilometer. Wenn man es wirklich möchte, kann man auch einfach zu Fuß losstolzieren. Ich entschied mich dann doch für die Variante Bus. Also Ticket für 3,30 Euro gekauft, welches übrigens auch bis zum Bahnhof Dammtor hätte genutzt werden können, in den Bus gesetzt und bis Engelbrechtweg gefahren.

Um 16:35 Uhr wollte ich ein MOIA-Shuttle für „jetzt“ bestellen. Jedoch gab es kein verfügbares Fahrzeug in der Nähe. Auch die Auswahl „5+ min.“ in der App brachte keinen Erfolg. Die letzte Möglichkeit fiel auf „10+ min.“. Ich merkte schon, wie knapp es jetzt werden würde. Aufgrund – der Hinweis sei vorab erwähnt – der Menge an Gepäck wollte ich aber ungern noch weitere Strecken mit Bussen fahren, da sich die Busse ab Engelbrechtweg um diese Uhrzeit doch gut füllen.

Zurück zum Shuttle: Die Auswahl „10+ min.“ brachte einen ersten Erfolg, denn bereits um 16:43 Uhr sollte mich ein Fahrzeug von MOIA einsammeln. Dank dem dichten Verkehr teilte die App aber kurz danach mit, dass es sieben Minuten später werden würde (16:50 Uhr). Tatsächlich wurde ich aber erst um 16:57 Uhr abgeholt. Einen Hinweis auf die zweite Verspätung gab es nicht. Bei einer prognostizierten Fahrzeit von 33–51 Minuten – der Zug sollte um 17:45 Uhr in Dammtor den Bahnhof verlassen – eine sehr knappe Geschichte. Schon bei der ersten Verspätung wurde eine Ankunftszeit von 17:22 Uhr bis 17:42 Uhr angegeben. Die zweite Verspätung wurde noch nicht einkalkuliert.

Auf dem großen Display im Elektrofahrzeug tauchte während der Fahrt noch eine zweite Person auf, die eingesammelt werden wollte. Uff, jetzt wurde es richtig knapp. Ich rechnete bereits damit, den Zug zu verpassen. Doch am Ende fand dieses kleine Experiment noch ein gutes Ende: Um 17:37 Uhr kam ich am Bahnhof Dammtor an. Eine kleine sportliche Einlage bis zum Gleis sorgte dafür, dass ich zumindest noch eine Minute kurz durchatmen konnte, ehe der Zug einfuhr.

Der Preis für die Fahrt betrug 12,69 Euro. Völlig okay. Es wurde aber deutlich, dass eine solche Alternative nur für Termine mit ausreichend Puffer genutzt werden sollte. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Die Verspätung von 15 Minuten ist – so empfinde ich es – schon als „schwierig“ zu bezeichnen. Sicher hätte ich das E-Shuttle früher bestellen sollen. Vielleicht schon bei der Abfahrt des Busses in Schenefeld? Oder vorher? Gute Frage. Grund genug für einen zweiten Versuch – nun aber ohne Zeitdruck.

Zweite Fahrt mit MOIA – jetzt auch „pünktlich“

Während meine Freunde bereits in der Hansestadt auf mich warteten, fuhr ich – nach meiner Arbeit – mit dem Bus von Schenefeld bis zum Engelbrechtweg in Hamburg. Im Bus bestellte ich mir umgehend ein MOIA. Warum nicht schon davor? Nun, sollte ein Bus ausfallen, hätte ich vermutlich auch mein bestelltes E-Shuttle verpasst. Dieses Mal wurde mir bereits bei der Auswahl „5+ min.“ ein MOIA zugesichert – nicht erst bei „10+ min.“. Die Ankunftszeit? 9 Minuten bis zur Abholung. Musste ich beim ersten Versuch noch mit einer – aus meiner Sicht – deutlichen Verspätung leben, war das Fahrzeug nun pünktlich. Also ab zu den Landungsbrücken für 12,98 Euro.

Bei der Fahrzeit wurde auch hier ein ordentlicher Puffer meiner Ankunftszeit am Zielort noch vor der Buchung angegeben. Im MOIA selbst saß ich zunächst allein und sollte in
27 Minuten ankommen. Wenige Minuten später sprang dieser Wert bereits auf 38 Minuten. Grund? Eine weitere Person wurde abgeholt. Das ist keine Kritik an der späteren Ankunftszeit, denn das gehört zum Sharing-System einfach dazu. Viel eher soll es erneut aufzeigen, wie wichtig richtige Planung – vor allem unter Zeitdruck – bei Nutzung dieser Dienste ist. Und Verspätungen seitens des Dienstes bei Aufbrauchen des Puffers für böse Überraschungen sorgen können. In dem Fall wäre eine spätere Ankunft aber mehr oder weniger egal gewesen.

Dritte Fahrt mit MOIA – jetzt auch mit Freunden

Bei der am gleichen Tag zu späterer Stunde dritten Fahrt konnte MOIA jedoch eine Stärke ausspielen, denn die Verbindungen zum Zielort mit Bus und Bahn waren nicht gerade optimal. Ein Blick in die App des Dienstes zeigte, dass umgehend ein Fahrzeug für uns (5 Personen) bereitstehen würde und wir – vorausgesetzt, es klappt alles – bis zum letzten Haltepunkt und der anschließend letzten Etappe mit dem Bus immerhin 20 Minuten schneller am Zielort sein würden, als wenn wir nur Bus und Bahn nutzen würden.

Ein kurzer Blick in die Runde, ein schnelles Handeln und schon war die Buchung getätigt. Das MOIA fuhr vor, wir stiegen ein und die Fahrt konnte beginnen. Aufgrund des geringen Verkehrs kamen wir pünktlich an der geplanten Haltestelle an und konnten in den Bus einsteigen. Wir sparten 20 Minuten, hatten eine deutlich entspanntere Fahrt als mit Bus und Bahn. Dafür in Summe allerdings 26,74 Euro ärmer – pro Person also 5,35 Euro.

Fazit

Drei Fahrten mit MOIA, die jeweils völlig unterschiedlich verliefen. Und dennoch brachten diese ein Ergebnis hervor: Ein solcher Ridesharing-Dienst kann durchaus eine Alternative sein: Jeder hat einen garantierten Sitzplatz mit genügend Platz (inklusive Gepäck!). Die Sitze sind recht bequem, der Kopf hat Seitenhalt. Hinzu kommen Leselampen und USB-Buchsen an jedem Platz. Die rein elektrische Fortbewegung – dank des bei Volkswagen in Osnabrück umgebauten e-Crafters – sorgt zudem für zusätzliche Ruhe. In Zeiten von Corona, wo die Busse doch teils sehr stark gefüllt sind und sich nicht alle an die Regeln halten, werden aber auch andere Vorteile deutlich: Nur geringe Anzahl an Fahrgästen, Kontrolle der Maskenpflicht, bessere Rückverfolgbarkeit und es ist sauber.

Aber es gibt auch Nachteile: Wie sich an den drei Fahrten zeigte, muss man zum richtigen Zeitpunkt ein E-Shuttle bestellen und hoffen, dass genau in dem Moment auch welche unter den drei Optionen in der App verfügbar sind und die gewünschte Anzahl an Plätzen frei hat. Hinzu kommen Ankunftszeiten, die passen müssen. Bei Anschlussfahrten kann das schon zu einem kleinen Abenteuer führen. Preislich befindet sich das Angebot – aus meiner Sicht – aber in einem fairen Rahmen: über dem ÖPNV (hier im Sinne von Bus und Bahn) und unterhalb der klassischen Taxi-Dienste.

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