Nach Abzug des Umweltbonus ist der Škoda Citigo e iV bereits zu einem Preis von 14.380 Euro zu haben. Und damit eines der derzeit günstigsten Elektroautos auf dem Markt. Aber was kann der kleine Tscheche eigentlich? Das zeigt eine erste Ausfahrt.
Bevor der VW-Konzern mit der ID.-Familie – beginnend mit dem ID.3 – ein neues E-Zeitalter einläutet, müssen der bereits in die Jahre gekommene e-Golf und die elektrischen VW-Drillinge (VW e-Up, Seat Mii electric und Škoda Citigo e iV) herhalten. Bislang gab es lediglich den e-Up unter dem Trio als rein elektrische Variante. So legte ich beispielsweise mit dem E-Stadtflitzer schon in 2016 einen kleinen Roadtrip von Nordhessen an den Nürburgring zurück – noch mit dem kleinen Akku. Jetzt gab es ein Upgrade mit einem deutlichen größeren Akku, von dem auch der Seat Mii electric und Škoda Citigo e iV profitieren.
Bei einer Fahrveranstaltung konnte ich vor geraumer Zeit für electrive.net den Škoda Citigo e iV einer kleinen Ausfahrt unterziehen. Auf den ersten Blick fiel der nahezu geschlossene Kühlergrill, der leicht veränderte Frontspoiler und die Aufkleber auf, welche auf die E-Variante hinweisen sollen.
Schon bei meiner ersten Berührung mit der ersten Generation vom VW e-Up – und auch im direkten Vergleich zur Verbrennervariante – war ich vom Platzangebot positiv überrascht. Mit meinen 1,90 Meter nahm ich also nun im Schwestermodell Citigo e iV Platz. Trotz des deutlich größeren Akkus und seiner Einordnung als Kleinstwagen, hatte ich auch hier keine „Platzangst“.
Im Interieur kommen weiterhin die klassischen Instrumententafeln zum Einsatz – in dem sensiblen Preissegment nachvollziehbar. Dies gilt auch für Anmutung der sonstigen Armaturen. Die Verarbeitung wirkt aber dennoch keineswegs „zu billig“ sondern eher „preiswert“. Seit 2016 kommt im Citigo kein konventionelles Navi mehr zum Einsatz. Stattdessen übernimmt nun das Smartphone diese Funktion. Hierfür bietet Škoda eine passende App an, die zudem die Fernüberwachung und -steuerung des Fahrzeugs zulässt. Für Elektroauto-Fahrer etwa beim Laden kein unwichtiges Feature.
Gestartet wird der Citigo e iV übrigens noch mit einem konventionellen Zündschlüssel. Ein „Ready“ im kleinen digitalen Display in der Instrumententafel signalisiert das fahrbereite System. Nun noch den großen Schaltknüppel auf „D“ stellen und schon kann es losgehen. Angetrieben wird das kleine Elektroauto von einer 61 kW starken E-Maschine mit 210 Nm. Für ein solches Fahrzeug völlig ausreichend. In der Spitze schafft der Citigo bis zu 130 km/h. Von 0 auf 100 km/h benötigt der Stadtflitzer 12,3 Sekunden. Für einen Kleinstwagen aber kein allzu großes Manko.
Die Leistung des Motors lässt sich mit dem Fahr-Modi „Eco“ reduzieren. Bei „Eco Plus“ wird zusätzlich Heizung und Klimatisierung deaktiviert, um noch mehr Reichweite zu ermöglichen. Apropos Reichweite: Laut WLTP soll der Citigo e iV bis zu 260 Kilometer zurücklegen können, der Verbrauch wird mit 14,5 bis 14,8 kWh angegeben. In der Praxis sind 200 Kilometer – vorausgesetzt man ist nicht nur auf der Autobahn unterwegs – möglich. Wer gänzlich auf Autobahnfahrten verzichtet wird auch deutlich über 200 Kilometer zurücklegen. Detaillierte Werte wird es von mir nach ausführlichen Tests aber noch geben.
Für diese Reichweiten sorgt die auf 36,8 kWh gewachsene Lithium-Ionen-Batterie, die sich in den Dimensionen nicht von der aus dem alten VW e-Up (18,7 kWh) unterscheidet. Ein erster großer Vorteil übrigens gegenüber anderen Modellen in dieser Fahrzeugklasse. Smart frischte den EQ Forfour zwar auf, der Akku kommt aber weiterhin nur auf 17,5 kWh. Renault bringt mit dem Twingo Z.E. ebenfalls zwar einen Kleinstwagen auf den Markt, der Akku kommt aber auch bei diesem Modell nur auf 21 kWh. Aus Aachen sei noch der e.GO Life zu nennen, dessen Akku eine Kapazität von gerade einmal 23,5 kWh aufweist. Zuletzt wäre noch der angekündigte Fiat 500e zu nennen. Der bekommt zwar einen 42-kWh-Akku, befindet sich aber preislich derzeit weit über den anderen hier genannten Modellen.
Die Lithium-Ionen-Batterie des Škoda lässt sich mit einer AC-Ladeleistung von 7,2 kW (zweiphasig) innerhalb von 4:15 Stunden auf 80 Prozent wieder aufladen. Übrigens eine weitere Verbesserung im Vergleich zum e-Up der ersten Generation, denn dieser konnte nur mit 3,6 kW geladen werden. Einen dreiphasigen AC-Lader gibt es aber weiterhin nicht. Keine Änderung gab es hingegen bei der DC-Ladeleistung. Diese beträgt weiterhin maximal bis zu 40 kW. Der Akku soll sich so in 60 Minuten auf 80 Prozent wieder aufladen lassen. Es empfiehlt sich, danach nicht mehr zu große Hoffnungen in eine hohe Ladeleistung zu stecken, denn die Ladezeit für die restlichen 20 Prozent steht in keinem Verhältnis. Eine Ladekurve der Norwegian Automobile Federation verdeutlicht dies.
In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden 1.804 VW e-Up neu zugelassen, womit dieses Modell auf dem fünften Rang liegt. Vom Škoda Citigo e iV waren es immerhin 865 (Platz 9) und vom Seat Mii electric 248 Neuzulassungen. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2019 kamen hierzulande gerade einmal 465 Exemplare des VW e-Up auf die Straße.
Gerade zum Marktstart haben Volkswagen und die Töchter (Škoda und Seat) mit Leasing-Angeboten von rund 150 Euro eine „Kampfansage“ gestartet. Doch selbst der Kaufpreis von 20.950 Euro für den Škoda Citigo e iV kann sich sehen lassen. Abzüglich dem erhöhten Umweltbonus sinkt der Basispreis auf nur 14.380 Euro. Der Seat Mii electric liegt nur minimal drüber, für den VW e-Up werden knapp 1.000 Euro mehr aufgerufen.
Das Angebot aus dem VW-Konzern kann sich also durchaus sehen lassen – alte Karosserie hin oder her. Die rund 20.000 Bestellungen alleine für den VW e-Up in den ersten drei Monaten dieses Jahres sprechen für sich. Und genau da liegt auch einer der Gründe, warum die Modelle keine schlechte Wahl sind. Sie bieten für ihren Preis eine recht hohe Akku-Kapazität und sind dadurch deutlich flexibler als Modelle der anderen Hersteller in dem Segment einsetzbar. Mehr dazu wird es dann in einem ausführlicheren Fahrbericht geben.
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