Das Thema Elektroauto spielt immer mehr eine wichtige Rolle. So setzt zum Beispiel Joey’s Pizza in Zukunft auf Elektroautos. Die Anzahl der aktuellen Elektroautos auf dem Markt ist mit rund 4000 Stück alleine in Deutschland noch sehr gering, denn vergleichsweise sind insgesamt rund 74 Millionen Kraftfahrzeuge auf den deutschen Straßen unterwegs. Von einer Massenproduktion kann da nicht gesprochen werden.
Eines der großen Probleme sind neben der Reichweite und der Geschwindigkeit vor allem die Akkus/Batterien. Sehr lange Ladezeit, teure Unterhaltskosten und wenig Ladestationen sorgen momentan noch nicht für den großen Durchbruch. Lösungsansätze dazu sind bereits da. Der Jens von Rad-ab.com hat sich an dieser Stelle zu einigen Fragen zum Thema Elektroauto gestellt.
Das Interview:
Daniel: Hi Jens! Vielen Dank, dass auch du dir die Zeit für ein kleines Interview genommen hast. Viele von uns kennen dich als Autoblogger. Du testest Autos, wirst zu Presseveranstaltungen eingeladen und nimmst sogar weite Reisen auf dich. Zunächst stell dich doch einfach einmal kurz vor und wie du zu Rad-ab.com gekommen bist.
Jens: Zunächst muss ich sagen, dass Rad-ab.com gar kein alleiniges Projekt ist. Ich führe dieses Blog mit Marco Stöhr, meiner Meinung nach einer der ältesten Autoblogger aus Deutschland und damit meine ich nicht das Alter. Wir beide haben zuvor auf unseren privaten Blogs über Autos geschrieben und haben uns dann irgendwann überlegt, dass man das automobile Thema auch ausführlich in einem eigenen Blog behandeln kann. Inzwischen sind es fast 400 Beiträge und seit Dezember 2010 stetig steigende Besucherzahlen was uns natürlich sehr freut.
Daniel: Das Thema Elektroauto gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wann hast du erstmals ein Elektroauto auf der Straße wahrgenommen und wie siehst du den aktuellen Trend?
Jens: Das war schon recht früh. Wie du weißt, komme ich ja aus der Automobilbranche, war nach meiner Ausbildung zum Mechaniker jahrelang im Vertrieb tätig und auf Grund dem Interesse am Automobil habe ich diverse Messen besucht. Da gab es schon früh Elektrofahrzeuge die ich gesehen habe. Oft sahen diese aber noch nicht nach Auto aus. An Namen kann ich mich nicht erinnern, sry. Elektrofahrzeuge im hohen Preissegment sehe ich aktuell eher für die Wohlhabenden die sich ein weiteres Spielzeug in die Garage stellen wollen. Kleine, günstige Elektroflitzer könnten aber in ein paar Jahren durchaus die Stadt erobern.
Daniel: Denkst du, dass sich im Zuge der Preise für Gold im Tank viele in den nächsten zwei Jahren lieber für ein Elektroauto entscheiden würden?
Jens: Glaube ich nicht, ich befürchte auch, dass der Strompreis dann auch steigen würde. Meiner Meinung nach liegt die Zukunft dennoch in einer Kombination aus Elektrofahrzeug und herkömmlichen Antrieb. Ein Hybrid halt, oder wir erleben noch ein kleines Wunder und irgendein Wissenschaftler bringt einen neuen Antrieb auf den Markt. Begeistert war ich von dem neuen Mercedes-Benz E 300 Hybrid – da macht das Segeln mal so richtig Spaß.
Daniel: In einem ausführlichen Bericht bist du auf das Elektroauto Opel Ampera eingegangen. Man mag meinen, es handel sich dabei um das Auto der Zukunft. Kannst du dies so bestätigen? Welche Erfahrungen hast du mit dem Fahrzeug machen können im Bezug auf Reichweite, Ladezeit und Alltagstauglichkeit?
Jens: Der Opel Ampera ist nicht umsonst Car of the Year 2012 geworden. Das Fahrzeug vereint eine hohe Alltagstauglichkeit mit dem ökologischen Gedanken. Ich kann eine gewisse Strecke, die je nach Fahrweise unterschiedlich ist, rein elektronisch fahren und brauche für weitere Strecken aber kein anderes Fahrzeug. Von der Verarbeitung gefällt mir der Opel Ampera, das Design sagt mir zu, ist aber sicherlich Geschmacksache. Der Kofferraum ist etwas klein und die Abdeckung vom Laderaum ist nur so ein Tuch. Da hätte ich mehr erwartet.
Daniel: Eine weitere wichtige Frage ist der Preis. Ein Elektroauto ist zwar schön und gut, doch was kannst du zum Preis sagen? Denkst du selbst, dass die Preise auch für die Mittelschicht moderat sind?
Jens: Wie oben schon gesagt, die Alltagstauglichen Elektrofahrzeuge wie Opel Ampera (mit Range Extender), der Nissan Leaf oder aber auch der Renault Kangoo sind momentan einfach noch zu teuer für „Otto Normal“. Die kleinen Flitzer sind es dann eher die bezahlbar sind und für den reinen Stadtverkehr – also als Zweitwagen dienen können. Aktuell fährt der Kollege Marco ja einen Nissan Leaf im 100 Tage Dauertest, natürlich verbloggt er auch so seine Erfahrungen im Alltag mit dem Elektroauto.
Daniel: Wo wir gerade bei bezahlbar sind. Renault brachte eine eigene Seite „Elektrostart-Seite“ heraus und laut dem Titel „startklar und bezahlbar“ sollen die Fahrzeuge dieser Marke bezahlbar sein. Termine und Preise stehen bereits fest. Konntest du dahingehend schon Erfahrungen sammeln bzw. darf man zukünftig Tests dieser Automarke von dir erwarten?
Jens: Ich bin den Twizy gefahren und war durchaus angetan. Hier habe ich meine Erfahrungen mit dem Renault Twizy verbloggt. Er hat keine richtigen Türen, keine Seitenscheiben und keine Heizung / Lüftung. Doch für den Sommer ist der Twizy ein lustiger Begleiter, für kaltes und / oder schlechtes Wetter gibt es eine Decke.
Daniel: Das Auge kauft ja bekanntlich mit. Schaut man sich den „Renault MIA“ oder den „Renault TWIZY URBAN“ an, glaubt man zunächst an ein Elektroauto, sondern eher an eine Kitschkarre aus einem schlechten Comic. Denkst du, dass auch das Design ein wichtiges Kriterium für einen Kauf ist? Würdest du persönlich solch ein Fahrzeug kaufen wollen?
Jens: Mein Herz schlägt für die RAK-E Studie von Opel die ich auch schon bewegen durfte, das ist das Design was mich anspricht! Design ist natürlich ein wichtiges Kriterium beim Kauf, ganz ehrlich? Ich habe mir noch nie ein Fahrzeug gekauft welches mich optisch nicht angesprochen hatte.
Daniel: Abschließend würde ich von dir noch gerne wissen, wie du die Lebensdauer von den Akkus der Fahrzeuge einschätzt? Wie sind in diesem Bereich die Preise?
Jens: Preise… ja, die Preise… die werden noch fallen (müssen). Viele Hersteller gehen daher momentan auf ein Leasing der Batterien – um natürlich auch den Kunden die Angst zu nehmen. Renault macht es z.B. so, dass die Batterie dann getauscht wird wenn diese nicht mehr die Akkuleistung von 75 % erreicht. Daher darf man davon ausgehen, dass dieser Moment irgendwann kommt. Andere Hersteller geben eine Garantie von über 100.000 km und in der Regel hat man das Fahrzeug dann ja auch schon vorher verkauft.
Daniel: Vielen Dank für deine Antworten zu einem sehr umfangreichen Thema.
Jens: Gerne!
Kommentieren