Das Stromnetz der Deutschen Bahn (DB AG) kann für den Ausbau der geplanten „Stromautobahnen“ von Nord- nach Süddeutschland genutzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe) ein Gutachten im Auftrag der Bundesnetzagentur, das am morgigen Montag vorgestellt wird. In dem Gutachten heißt es, die bestehenden Bahnstromtrassen seien „im Rahmen des anstehenden Netzausbaus nutzbar“ – allerdings mit deutlichen Einschränkungen.
„Durch eine räumliche und technische Mitnutzung von Bahnstromfernleitungstrassen sowie durch eine Bündelung bestehender Bahnstromtrassen mit neuen, überörtlichen Energieleitungen ergeben sich Vorteile und Synergieeffekte, allein schon im Hinblick auf den landschaftlichen Verbrauch von Flächen“, fassen die Experten zusammen. Der Aufwand, die Bahnstromtrassen in den Netzausbau einzubeziehen, wäre allerdings groß. Das rund 7750 Kilometer lange Stromnetz der DB AG wird mit 16,7 Hertz betrieben, also einem Drittel der üblichen Frequenz.
Das bedeutet, dass Strom für Haushalte oder die Industrie dort nicht ohne weiteres durchgeleitet werden kann. Zudem ist das Bahnstromnetz vorrangig ein Verteiler- und Ausgleichsnetz, das heißt, es stellt die Verbindung einer Vielzahl von Erzeugerstandorten mit den Unterwerken an den Strecken her. Eine großräumige Übertragung von Strom findet daher bislang so gut wie nicht statt.
Unter anderem deshalb kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass eine Parallelführung von Bahn- und Hochspannungsleitungen der öffentlichen Energieversorgung in erster Linie auf kürzeren Strecken (bis circa 50 Kilometer) machbar sei. Eine ebenfalls technisch mögliche Alternative zu überirdischen Leitungen wäre nach Ansicht der Experten eine Verlegung von Erdkabeln im Trassenraum der Bahn. „Eine Parallelführung von Bahnstromfreileitungen und Erdkabelsystemen der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung stellt allerdings die mit Abstand teuerste Möglichkeit dar“, so die Gutachter.
Sie schlagen daher mit Blick auf wirtschaftliche Gesichtspunkte Freileitungen von Bahn- und öffentlichem Strom auf gemeinsamen Masten vor. „Hierfür wären allerdings störungsarme Umbaulösungen nötig, da vorhandene Bahnstromfreileitungsmaste durch neue kombinierte Maste ersetzt werden müssten. Diese Lösungen benötigen innovative Mastsysteme, die noch entwickelt werden“, schreiben die Experten. Die Deutsche Bahn hat sich bislang eher zurückhaltend gezeigt, wenn es darum geht, ihr Stromnetz zu öffnen. Man fürchtet offenbar den technischen Aufwand der Umrüstung, die Komplexität beim Betrieb eines gemischten Netzes und Reibungen bei der Kompetenzverteilung. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verfolgt das Projekt der gemischten Netze jedoch mit Hochdruck. „Wir brauchen neben neuen regenerativen Energiequellen auch neue Stromtrassen, um unsere Energieversorgung von Atomkraft unabhängig zu machen.
Die Deutsche Bahn verfügt über das einzige flächendeckende Stromnetz in unserem Land. Es wird bereits heute in Einzelfällen auch für die Energieversorgung genutzt“, so der Minister. Er räumt allerdings auch ein, dass die Nachrüstung des Bahnnetzes teuer werde. Rund 7,2 Milliarden Euro würden anfallen, wenn die Bahnanlagen wie geplant mit neuen Kabeln und Masten ausgestattet würden – Geld, das mit ziemlicher Sicherheit auf die Stromkunden umgelegt wird. „Der Vorteil einer Nutzung des Bahnstromnetzes ist, dass für den Ausbau der Leitungen niemand enteignet werden muss“, wirbt Ramsauer für die Lösung.
(dts Nachrichtenagentur)Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Kommentieren