Töpfer warnt vor Parteienstreit bei der Energiewende

Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer hat zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima vor einem Parteienstreit über die Energiewende gewarnt. „Es macht mir aber Sorge, dass die Energiewende, die bisher als Gemeinschaftswerk betrachtet wurde, durch diesen Streit über die richtige Förderung der Solarenergie wieder in alte parteipolitische Gräben zurückfällt“, erklärte der frühere Direktor des UN-Umweltprogramms im Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“.

Dies sei schlecht für die Energiewende insgesamt. Der 73-Jährige leitete die nach Fukushima von der Bundesregierung berufene Ethikkommission zur Energiewende. Töpfer mahnte einen stärkeren Einsatz für erneuerbare Energien an. Bei den geplanten Kürzungen im Bereich der Solarförderung sei „zu weit geschossen worden“. 

Töpfer plädierte für mehr „Augenmaß“ beim Abbau der Förderung. „Die entscheidende Frage im Moment ist: Um wie viel und wie schnell führt man die Förderung zurück? Die zweite Frage lautet: Kann man das mit so kurzen Übergangsfristen machen?“ Im Blick auf den Atomausstieg kommt Deutschland nach Ansicht des Umweltexperten eine weltweite Vorreiterrolle zu. „Die Japaner sind massiv daran interessiert, zu erfahren, wie der Ausstieg in Deutschland läuft“, sagte Töpfer. Von den 54 japanischen Kernkraftwerken würden gegenwärtig nur noch zwei betrieben.

Die Skepsis gegenüber Atomkraft habe in dem Land stark zugenommen. Im Vergleich zu Japan verfügt Deutschland nach Angaben Töpfers bei der Energiewende über einen Zeitvorsprung von 25 Jahren. „Deutschland hingegen hat die vergangenen 25 Jahre genutzt, um mit viel Geld die erneuerbaren Energien so weit zu bringen, dass sie heute in der Stromversorgung ungefähr 20 Prozent ausmachen“, erklärte er. Japan hingegen hätte bis jetzt keine Alternativen entwickelt und könne nur auf fossile Energieträger umsteigen.

(dts Nachrichtenagentur)
Foto: flickr / Bündnis 90/Die Grünen
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