Geschichte des Elektroautos – Ab wann gab’s Elektroautos?

Trouve-Tricycle-elektroauto

Das Elektroauto tauchte in der Geschichte schon einmal auf. Die ersten Fahrzeuge fuhren rein elektrisch und nicht mit einem Verbrennungsmotor. Noch bevor Karl Benz seinen Verbrennungsmotor vorstellen konnte, waren Fahrzeuge mit einem Elektromotor sehr beliebt. 

So gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA fast doppelt so viele Elektrofahrzeuge wie Benziner. Erst mit dem elektrischen Anlasser für den Ottomotor in 1911 änderte sich dies schlagartig. Jetzt könnte bzw. wird das Elektroauto, in welcher Form auch immer, den Verbrenner von der Straße verdrängen. Ein Zurück gibt es nicht mehr und wird es auch nicht geben. Zeit, auf die Geschichte des Elektroautos noch einmal zurückzublicken.

Zunächst sollte dabei der Unterschied zwischen der Definition von einem Elektroauto und einem Elektrofahrzeug erklärt werden. Nach der amtlichen Definition ist ein Elektroauto ein Kraftfahrzeug zur Personenbeförderung mit mindestens vier Rädern der EG-Fahrzeugklasse M. Ein Elektrofahrzeug kann hingegen ein Straßenfahrzeug, Schienenfahrzeug, Wasserfahrzeug oder auch ein Luftfahrzeug sein.

1821 – Michael Faraday zeigt Bewegung durch Elektromagnetismus

Michael Faraday war ein englischer Naturforscher und galt als einer der bedeutendsten Experimentalphysiker. Er entdeckte die elektromagnetische Rotation und die elektromagnetische Induktion. Er legte damit den Grundstein für die Elektroindustrie.

Mit dem Elektromagnetismus zeigte er 1821, wie damit eine kontinuierliche Rotation möglich ist. Diese Entdeckung war eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung des Elektromotors.

1835 – erstes elektrisches Schienenfahrzeug von Thomas Davenport

Das weltweit erste Patent auf einen Elektromotor erhielt der amerikanische Erfinder Thomas Davenport. Er suchte den Kontakt zum Physiker Joseph Henry und beobachtete seine Experimente. Er kaufte Henry einen Elektromagneten ab und baute daraus einen Kommutatormotor (Gleichstrommaschine / Gleichstrommotor).

Davenport konstruierte das weltweit erste elektrisch angetriebene Fahrzeug, auch wenn es „nur“ eine Modelllok war. Diese fuhr auf einem Schienenkreis von einem Durchmesser von etwa einem Meter.

1851 – erstes großes Schienenfahrzeug mit Elektroantrieb

Erst 1851 gab es dann das erste große Schienenfahrzeug mit einem Elektroantrieb. Konstruiert wurde es von Charles Grafton Page. Zwei Elektromotoren mit je 20 PS und erhielten die elektrische Energie von einer tonnenschweren Batterie. Eine maximale Geschwindigkeit von 31 km/h erreichte das Fahrzeug bei der Probefahrt am 29. April 1851.

1881 – Trouvé Tricycle ist das erste Elektrofahrzeug

Der französische Physiker Gaston Plante erfand schon 1859 den wiederaufladbaren Blei-Akku und setzte damit für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen einen weiteren wichtigen Baustein. Auf der Elektrizitätsmesse in Paris zeigte 1881 der Franzose Gustave Trouvé ein Elektrofahrzeug mit dem Namen „Trouvé Tricycle“ mit Elektromotor und Blei-Akku. Das Trouvé Tricycle ist das erste „offiziell“ anerkannte Elektrofahrzeug.

Trouve-Tricycle-elektroauto

Gustave Trouvé verwendete ein dreirädriges Fahrrad als Prüfstand für die Elektromotoren die er baute. Der modifizierte Siemens-Motor war unter der Achse eingebaut. Er hatte eine effektive Leistung von 70 W.  Die maximale Geschwindigkeit des Gefährts lag bei 12 km/h.

1888 – Flocken Elektrowagen ist weltweit erste vierrädrige Elektroauto

Der Flocken Elektrowagen soll das weltweit erste vierrädrige Leichtelektromobil bzw. Elektroauto sein und wurde in Deutschland produziert. Es wurde von der Maschinenfabrik A. Flocken gebaut. Erstmals wurde der Flocken Elektrowagen in der Coburger Zeitung vom 28. September 1888 erwähnt.

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1888 Flocken Elektrowagen“ von Franz HaagEigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Bei diesem Gefährt wurde ein hochrädriger Kutschwagen mit einem Elektromotor ausgestattet. Dieser hatte eine Leistung von 0,7 kW und übertrug die Kraft über Lederriemen auf die Hinterachse. Insgesamt gab es den Flocken Elektrowagen in drei Modellen: Das erste 1888, das zweite 1898 und das dritte Modell dann 1903.

1890 – erstes Erfolgsmodell baute ein Amerikaner

Das erste Erfolgsmodell soll ein Amerikaner gebaut haben. William Morrison baute ein kutschenähnliches Fahrzeug mit einem Elektromotor mit 2,5 PS und erhielt die elektrische Energie aus acht Batterien, die unter den Sitzen montiert waren. Auch dieses Fahrzeug erreichte eine Geschwindigkeit von rund 12 km/h.

1899 – Elektro-Rennwagen mit über 100 km/h

Jamais_contenteDer Elektro-Rennwagen „La Jamais Contente“ sieht aus wie ein Torpedo und läuft vorne wie hinten spitz zusammen. Als erstes Straßenfahrzeug erreichte es eine Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h.

Konstruiert wurde es vom belgischen Rennfahrer Camille Jenatz. Es gab lediglich einen Lenkstock, einen Fußhebel und eine Handbremse. Zum Einsatz kamen zwei Elektromotoren mit je 25 kW elektrischer Leistung. Als Testwagen setzte ihn der Reifenhersteller Michelin ab Juli 1899 ein.

1896 bis 1912 – Blütezeit der Elektromobilität

Von 1896 bis 1912 erlebte die Elektromobilität ihre Blütezeit und schon zu dieser Zeit erreichten die Elektrofahrzeuge eine Reichweite von über 100 Kilometern. Um 1900 lag in den USA der Anteil an dampfbetriebenen Fahrzeugen bei etwa 40 %, der Anteil an elektrisch betriebenen Fahrzeugen bei 38 % und der Anteil mit Benzin bei lediglich 22 %. Rund 34.000 Elektrofahrzeuge registrierten die USA und boten damit weltweit die höchste Anzahl. Zudem gab es weltweit über 565 Marken von Elektroautos.

Zwar hatten die Fahrzeuge eine beschränkte Reichweite im Vergleich zu den Verbrennern, konnten aber den Marktanteil im Vergleich anführen. Die Vorteile lagen auch zu dieser Zeit auf der Hand, denn die Fahrzeuge waren ruckelfrei, es gab keine Abgase und die Bedienung war kinderleicht.

1900 – Lohner-Porsche mit Radnabenmotor als Hybridfahrzeug

Ferdinand Porsche zeigte auf der Weltausstellung in Paris ein Elektroauto mit zwei jeweils 2,5 PS starken Elektromotoren. Entworfen hatte er dies im Auftrag des Wiener Kutschenwagenfabrikaten Ludwig Lohner. Das Fahrzeug erhielt den Namen „Lohner-Porsche“, die beiden Motoren waren hier direkt in die Radnaben der Vorderräder eingebaut.

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Lohner Porsche“ von Unbekannt – photo from 1900. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

Ein Getriebe gab es in diesem Fall nicht und eine Kraftübertragung musste nicht erfolgen. Die Reichweitenproblematik löste Porsche mit einem zusätzlichen Verbrennungsmotor. Über einen Generator erzeugte der Benzinmotor elektrische Energie und versorgte die Batterie, diese wiederum versorgte die beiden Elektromotoren. Es ist eines der ersten Hybridfahrzeuge.

1911 – Ende der Elektromobilität

Fast ein Jahrhundert konnte sich die Elektromobilität gegenüber dem Verbrenner durchsetzen und beherrschte zum Schluss den Markt. Doch um 1911 sollte sich dieses Blatt wenden und das Ende der Elektromobilität kommen.

So erfand 1911 der amerikanische Ingenieur Charles F. Kettering den elektrischen Anlasser für den Ottomotor, die bisher kraftaufwendige Kurbel fiel damit weg. Die Anzahl der Tankstellen nahm drastisch zu und die Ölpreise waren im Keller. Zusätzlich sorgte die Werbung für die Verbrennungsmotoren für einen Imagewandel. Der Marktanteil elektrisch betriebener Fahrzeuge sank bis 1920 stark und am Ende kam es fast zu einem völligen Stillstand in der Produktion.

1911 bis 1990 – Elektrofahrzeuge als Nischenprodukte

Die Elektromobilität erlebte einen starken Wandel und musste sich dem Verbrennungsmotor am Ende geschlagen geben. Schon damals war bekannt, dass die Stärken von Elektrofahrzeugen im Nahverkehr liegen und dem Verbrennungsmotor sogar überlegen seien. Eine Wendung konnten aber auch die Ölkrisen nicht herbeiführen.

Kleine Lieferwagen konnten aber in Großbritannien und den USA ihre Position, ausgestattet mit einem Elektromotor, halten. In den 1970er Jahren gab es zudem das erste Car-Sharing-Projekt der Welt in Amsterdam, wo Elektroautos zum Einsatz kamen. Der Erfolg blieb aus und so wurde das Projekt 1986 wieder eingestellt.

1990 bis 2003 – Elektromobilität kommt zurück

Vielen dürfte die Ölkrise in den 1990er Jahren noch im Gedächtnis sein. Diese sorgte für eine Rückkehr der Elektromobilität. So war es vor allem die CARB (California Air Resources Board) mit dem Gesetz für stufenweises Anbieten von emissionsfreien Fahrzeugen, die bei den Automobilherstellern für entsprechende Entwicklungen sorgte. Hinter CARB versteckt sich eine Regierungskommission des Bundesstaates Kalifornien der USA.

BMW stellte mit dem E1 schon 1991 auf der IAA in Frankfurt einen Prototyp eines Elektroautos vor. Aber auch die erste Mercedes-Benz A-Klasse (Modell Zebra) war ein Elektrofahrzeug. Mit dem Horlacher Sport I gab es 1991 ein Elektrofahrzeug, welches eine Reichweite von ganzen 547 km (Geschwindigkeit von 55,4 km/h im Durchschnitt) besaß.

Das General Motors EV1 wurde 1.100 Mal von 1996 bis 1999 angeboten, Toyota baute den RAV4 EV von 1997 bis 2003. Der Hersteller Nissan durfte mit dem Nissan Hypermini ebenfalls nicht fehlen (Produktion von 1998 bis 2001) und Honda brachte den Honda EV plus auf den Markt.

Die Stückzahlen hielten sich in Grenzen und eine Lockerung der Gesetzgebung der CARB gab den meisten Elektroautos den Todesstoß.

Von 1994 bis 2012 gab es in Europa den CityEL, der vielen sicherlich auf den Straßen schon einmal aufgefallen ist. Zur gleichen Zeit wurde das Twike produziert, welches eine ähnliche Bauweise aufzeigt. Auch bekannt sein dürfte noch SAM, welches von 1996 bis 2009 produziert wurde.

Zwischen 1995 und 2005 produzierte die PSA Peugeot Citroën rund 10.000 Elektrofahrzeuge der Modelle Saxo, Berlingo, 106 und Partner. Diese gab es jedoch nur in Frankreich, den Benelux-Staaten und in England.

Seit 2003 – starke Entwicklung der Elektromobilität

Taten sich die Automobilhersteller anfangs noch schwer mit der Entwicklung von Elektrofahrzeugen, so kann seit 2003 eine starke Entwicklung in der Elektromobilität erkannt werden. Kleine unabhängige Firmen produzierten so eigene Elektrofahrzeuge oder bauten Serienfahrzeuge um. Ein Beispiel ist der Citysax, der als Basis auf die 2. Generation des Chevrolet Matiz setzte. Noch im Verkauf ist der STROMOS, welcher seit 2010 von German E-Cars vertrieben wird und als Basis den Suzuki Splash bzw. Opel Agila B nutzt.

Im weiteren Verlauf setzte vor allem Tesla Motors in 2006 mit dem Tesla Roadster neue Maßstäbe in der Elektromobilität. Ein ansehnliches Fahrzeug mit einer Reichweite von bis zu 350 km. Nachfolgend kamen Modelle wie der Chevrolet Volt, Mega e-City von AIXAM, ein Berlingo-Modell und viele weitere Modelle wie der i-MiEV von Mitsubishi, der Peugoet iOn oder auch der Citroën C-ZERO.

tesla-roadster

Wir dürfen auf die weiteren Entwicklungen in der Automobilindustrie sehr gespannt sein. Die Auswahl der Modelle auf dem Markt ist schon jetzt größer als es viele wahrscheinlich vermuten würden. Besonders Hybridmodelle feiern seit etwa 2013 ihre Hochphase und ein Ende ist bisher nicht abzusehen.

Geschichte wiederholt sich, wurde uns in der Schule einmal gesagt, und dies zeigt sich auch hier. Elektromobilität erlebte schon einmal eine Hochphase und kommt jetzt wieder zurück. Doch im Gegensatz zu vor knapp einem Jahrhundert, wird es jetzt kein Zurück mehr geben.

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